Wie geht es dir? Dir als ganzes Wesen in all deinen Hüllen (den Koshas)?

Wir befinden uns alle in einer ganz anderen Situation als vor ein paar Wochen.
Die einen “dürfen” nicht mehr arbeiten. Die anderen “müssen” arbeiten oder “werden freigestellt” oder in Kurzarbeit geschickt. Jeder fühlt sich auf die eine oder andere Art betroffen.
Die Welt sieht hierdurch ganz anders aus und durch die Wochen hat sich viel verändert.
Was momentan auch sehr sicht- und spürbar ist: Wir haben einen wunderschönen Frühling. Die Sonne scheint. Die Vögel zwitschern munter früh am Morgen. Die Natur sprießt und die Tiere finden mehr Bewegungsraum in der Natur.
Es ist Zeit zum blühen, wachsen und gedeihen.
Die jetzige Lage bietet alles hierfür. Sie versetzt uns alle in eine Situation mit der Möglichkeit für Reflektion und Wachstum auf jeder Ebene. Wachsen, gedeihen und erblühen sieht in der Natur vielleicht leicht aus. Jedoch muss auch die tief in die Erde gesteckte Saat mehrere Phasen vollziehen, um blühen zu können.
Es geschieht nicht einfach von alleine und der Weg ist keineswegs linear.

Zurück zu der Anfangsfrage: Wie geht es dir?
Was ist im Moment in deinem Leben anders? Wie fühlt es sich an?
Was und wie denkst du über diejenigen, die sich in einer anderen Situation befinden? Was tun sie? Wie fühlen sie sich?
Was entsteht in dir, wenn du über andere Menschen nachdenkst?
Kannst du die “echte” Lage der anderen nachempfinden?
Hier ein paar Beispiele:
Einige Menschen haben momentan sehr viel mehr Arbeit, mehr als vielleicht sogar schaffbar erscheint, während andere nicht arbeiten dürfen und unter existenziellen Sorgen leiden.
Einige wurden in Kurzarbeit geschickt, während andere freigestellt wurden.
Viele sind im Homeoffice, während einige an ihren Arbeitsplatz gebunden sind.
Einige sind krank oder haben sogar eine geliebte Person verloren, während andere gesund und wohlauf sind.
Einige empfinden die Nähe zur Familie oder dem Partner im eigenen Heim mittlerweile erdrückend, während andere die Familie oder den Partner nicht treffen können.
Wie siehst du dein “Schiksal” an? Haben die anderen es besser als du oder kannst du die Situation annehmen?
„Wir wissen nicht, was andere Menschen denken oder fühlen. Wir interpretieren ihr Verhalten und sind dann wegen unserer eigenen Gedanken beleidigt.“ (unbekannt)
Hast du zwischendurch das Gespräch gesucht, um einfach zuzuhören, ohne Ratschläge oder Kommentare zu geben? Hast du erfahren können, wie es dem anderen wirklich geht?
Wenn ja, was macht es mit dir? Ist es “doof” oder kannst du hieraus etwas Spannendes oder Neues mit neuen Möglichkeiten sehen?
Wie fühlt es sich an – nicht nur auf der Ebene des Denkens oder Kommentierens?

Wie fühlst du dich körperlich: Knochen, Bänder, Sehnen … all das, was du anfassen kannst und als Körper empfindest?
Wie fließt dein Atem? Schnell oder langsam, mehr im Brustkorb oder im Bauchraum?
Welche Gedanken kreisen in deinem Kopf? Werden sie von deinem Verstand oder der Realität gesteuert?
Was passiert intuitiv, ohne dass du nachdenkst, sondern eher handelst?
Wie ist dein Gefühl von Klarheit? Weit entfernt von Verstand, Wissen und rationalem Denken?
Kannst du Worte hierfür finden? Sie müssen nicht einmal “passen”. Es sind deine Worte. Sie können einen Zustand grob beschreiben oder deine Gefühle auf den Punkt bringen.
Kannst du ein Körperliches Gefühl wahrnehmen? Wie fühlst du dich in den verschiedenen Schichten von dir? Im Yogischen Sinne spricht man von den Koshas.
Die “Hüllen”, aus denen wir bestehen, sind wichtig zu bedenken. Sie gehören alle zu uns, da wir eine Einheit sind und nichts getrennt ist.
Alles gehört zusammen.
Diese verschiedenen Ebenen von uns selbst können wir von Zeit zu Zeit mehr spüren und wahrnehmen:
– Körper Ebene – Annamaya Kosha (die aus Nahrung bestehende oder beschaffende Hülle)
– Atem Ebene – Pranamaya Kosha (die aus Lebensenergie – Prana – bestehende oder beschaffene Hülle)
– Mentale Ebene, unter anderem der alltägliche Verstand – Manomaya Kosha (die aus Geist bestehende oder beschaffene Hülle)
– Ort / Ebene der Intuition und der innere Weisheit – Vijnanamaya Kosha (die aus Erkenntnis bestehende oder beschaffene Hülle)
– Klarheit, der noch unkommentierten Moment – Anandamaya Kosha (die aus Glückseligkeit bestehende oder beschaffene Hülle)
Für mich ist letzteres der “Clive Moment”. Ein sehr lieber Lehrer von mir beschreibt diesen Moment mit dem Moment, wo wir den Morgen-Smoothie trinken und in dem Moment, wo der Smoothie in Mund und Kehle läuft, bevor wir dieses Ereignis kommentiert haben … Das ist der “Bliss Moment”.
Du kannst viele Information über die Koshas in der Literatur finden. Der Gedanke und die Idee der Koshas wird in der Taittiriya-Upanishad dargestellt.

Wie lange werden diese Umstände so weitergehen?
Was sind deine Prioritäten?
Kannst du auch gute Dinge hieraus schöpfen? Neue Perspektive gewinnen? Muster, Gewohnheiten entdecken? Wichtiges von weniger Wichtigem trennen?

DANKBARKEIT
RÜCKSICHT
MITGEFÜHL

Ich bedanke mich bei dir, dass du dir die Zeit zum Lesen genommen hast und hoffe, dich entweder in den Online Live Yogastunden oder per Video beim Yoga begrüßen zu dürfen.
Liebe Grüße
Emma

Zum Abschluss, schöne und wahre Worte von Jeff Foster, “Umarme dein Leben, wie es ist”
Atmet zusammen
Es ist so leicht, zu lehren, zu predigen
und auswendig gelernte Antworten zu geben.
Es ist so leicht, ein Experte zu sein.
Es ist viel schwerer zuzuhören, wirklich zuzuhören.
Still zu sein und zu warten.
Jemanden Raum zu geben.
Ihn so zu empfangen, mit deinem ganzen Sein.
Wenn du denkst, du weißt, was “ das Beste” für jemanden ist,
wenn du von deiner eigenen Vision ganz eingenommen bist,
wenn du gerne dazwischenfährst und deine eigene Ratschläge gibst,
dann atme lieber tief.
Werde langsamer.
Vertraue.
Dein Freund mag vielleicht gar nicht brauchen, was du für “das Beste” hältst.
Vielleicht braucht er nur einfach dich.
Freundschaft kann die kraftvollste Medizin sein, die es gibt.
Manchmal tauchen wahrhaftige Antworten auf,
wenn man den Fragen erlaubt zu Atmen.

 

2020-04-12
Emma Hermansson – Yoga in Kiel